Montag, 2. Januar 2012

...

diese paar fäden, die aus meinem kopf fließen, als der aufschlägt, die paar sanften tritte in den bauch, die mir die luft rückwärts aus dem magen pressen, erklären nicht, weshalb ich noch immer das gefühl habe, zu ersticken.

ich lausche den schritten, die langsam und schwer durchs haus gehen und versinke in meinen innereien wie in einer dunklen, muffigen höhle. ich reibe an der narbe, damit sie endlich aufbricht oder von der oberfläche haut verschwindet.

wenn ich meine gedanken leise als worte artikuliere, werden sie zu tatsächlichen lügen.

ich schwimme durch augenblicke mit verschlossenem herzen und wo ich ankomme, ist immer aufbruch. das segel ist gespannt und führt mich ins meeresinnere. möwen krähen zukunft und vergangenheit. ihre hellen, signalartigen schreie durchbrechen die spiegelnde, bewegte meeresoberfläche. auf sandigem grund picken taube taucher nach nahrung.

atemnot ist jetzt woanders, erstickt im schlaf.
gott zählt seine schäfchen und pfeift.

die bittersüße traube fällt in den becher zeit, betend ein zittern und halleluja.

Sonntag, 25. Dezember 2011

nimmerland

nie landen der/die an land.
immer leid...
immer der,
red der: da erd! ran, ran! dann land!

nene... nie land!
immer leid, nie lied...
nie nie land. ...

dimmer dimmer dimmer

darlin darlin darlin darlin, red der.
die dann: nimm radel!
der dann, nana, red der: renn! renn!
die: da da da da da! rand-land,
dada!

der: ne! nie! ia? land? aaa! land!
da damm! da lamm! da rind! da linde!
der/die landen

neuk2

Stille Nacht

in dünne Kameleonhaut hineingeschält
so liebst du
Atem hält dich noch warm
der Duft von Zimt und orangenen Farben
steigt über Tische und kitzelt die Sinne.

Ein paar Verse, gesprochen mit Endreim
zwischen Himmel und Hölle
versüßen auch den besinnlichsten Tag
des Jahres
mit Gelächter -
Ach, wäre es doch nur leichter!

Ich möchte mich allen entfernen,
ich bleibe einsam, hingezogen zu den Sternen -
und etwas brennt in mir
und reißt an meiner Stirn,
und etwas pfeift: Stille Nacht, heilige Nacht.

Stille Nacht, heilige Nacht.
Wem flüstert man's zu: das Stille. das Heilige.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Baudelaire Übersetzung IV Correspondances

Die Natur ist ein Tempel, in welchem die Bäume
Manchmal Ungeklärtes erscheinen lassen;
Der Mensch durchquert den Wald voller Symbole,
Die ihn mit vertrauten Blicken beobachten.

Wie lange Echos, die sich aus der Ferne bilden
In dunkler und abgründiger Einheit,
Großflächig wie Nacht und wie Helligkeit,
Antworten Düfte, Farben und Klänge.

Es sind frische Düfte wie Düfte von kindlicher Haut,
Weich wie Oboen, grün wie Auenlandschaften,
- Und andere, verdorben, reich und triumphierend,

Sie haben die Ausdehnung unendlicher Dinge,
Wie Ambra, Moschus, Benjoin und Weihrauch,
Welche den Geist und die Sinne besingen.

Freitag, 16. Dezember 2011

rückbesinn

manches mal auf flimmernd dieses hier
genau jetzt wo du bist, atemlos als eine
atemlose unter atemlosen wo du suchst
du gräbst du suchst du gräbst du suchst

nach wurzeln rosen wurzeln rosen sinn.
auf der fingerspitze ausverkauf von blut
als dein dunkler, süßer wolkenkopf zer-
schmetterte, entlarvst du dich zur puppe.

hirnrinde

in manchen nächten, in denen ich aufwache, geplagt von all den irrtümern, zermürbt von vergangenheiten, vorwürfen, die sich ins hirn eingeschlichen haben und dort wabern und wuchern, suche ich vergeblich, denn ich weiß nicht wonach, bin selbst schon unbestimmt wie manche formulierungen halblanger sätze, die hier stehen, obwohl sie genau so gut woanders stehen könnten. etwas hat sich unvermeidbar eingenistet, ist ein schwarzer hirnrindfleck, den nie kein licht berührt. und in diesem erbärmlich ausdruckslosem absatz ist das leiden all der vielen nächte zusammengefasst, in denen man schrieb.

miniatur

ich bestehe

bestehe auf
selbst die kleinste

miniatur: gefühl

irgendwo

in mir
ein megaphon

und wenn es angeht
zerreißts mich

irgendwieder

aufwachen - nicht verpassen
straßenbahn - nicht verpassen
bildung - nicht verpassen
freunde - nicht verpassen

atmen - nicht verpassen
sich selbst nicht verpassen
und irgendwo irgendwann
irgendwen irgendwie -

nicht verpassen

federngruß

schritt vogel wach
klarluft neben kalt
überm fluss liegt

ich taumfeder ich
offenfenster durch
grußdenk weit du

Donnerstag, 15. Dezember 2011

nie wieder alles

noch ein Mal
ein letztes, noch ein Mal
Auge Auge

Auge Auge
Nase Nase
Mund Mund

und Lippen
weich weich
und dann

alles

was du mir bist
was du mir

alles bist

und dann
noch ein Mal
und dann
noch ein Mal
und dann
nie wieder

alles

sonne und mond

I

einmal ging ich den wahnsinn
einmal die liebe

einmal träumte ich
der mond hing wie eine gazelle
zwischen den ästen

dann kam der juni
zwischen die blätter, pierrot lunaire

und ich liebte


II

einmal ging ich die einsamkeit
und ich liebte

sprach laut
die sonne schrie die vögel tot
hing an den ästen

neben der gazelle

zartes fleisch

sie sagt, dass. spricht eine pirouette, mir dicht am ohr. wenn der feine raureif draußen vorm fenster sichtbar wurde, überfiel mich sanfte und traurige kälte, ein messer, das man zuvor mit dem bewusstsein des einstichs in zartes fleisch gewissenhaft geschärft hatte.

diebes gut

wäscht seinen kopf im himmel der unschuld. schwere tropft in einen plätschernden rinnsaal am straßenrand neben ihm. seine schritte, leise, zu diebisch leicht. sie: in der lagerhalle neben müll, plastiktüten, dem beißenden geruch frischer farbe, metallenem bettgestell.

ihr kopf war so ruhig, endlich, ihr mund so verschlossen, die schreie verstummt, als er den stein gegen ihren schädel gschlagen hatte. sie war so sanft und hingebungsvoll, voller leidenschaft zurückgesunken, seufzte, ein letztes mal, in seine arme, die bereits auf sie warteten.

ihr körper war noch rosig, nun rostig. ihr mund so bezaubernd, ihr blut: das letzte warme.
flieht nun. es wird bereits hell - über weite graslandschaften. ein feld, durch ein maisfeld, über ein roggenfeld, schnell. schritt über blumenwiesen. bald sonne, surrend hinter ihm, licht im rücken. im nacken schweiß. seit fast zwei tagen ohne vokabular. ohne menschen, die er jetzt noch ansprechen könnte und wenn er eine zeitung kaufen wird an irgendeinem kiosk in irgendeiner nächsten stadt wird niemand um ihn wissen.

hustenpastille

denkst du dich beizeiten wie man fragen denkt?

eine reicher als die andre: jene
tragen, die kein wind verweht, auf die kein blatt

mehr fällt, cachou, die keine zeile atmet -

zirp

zirp bis zum überdruss. schwalbenschwarzdurchflutet. erstickt im zahnwurzelkerker. ahoi. welch möwenkrähweiß. dahinfühlig gleite ich weiter durch. dort: luft! mein ohnemichich geht, hisst fahnen, folgt der kalkspur rantziger herzen, kräuselt honig dornig ums maul.

würde

ich würde für dich
und auch sonst
sowieso
aber ganz besonders

ich würde
weil warum nicht
und warum nicht für dich
also so ganz besonders

ich würde
ja was eigentlich
also alles
wär ja ziemlich viel

aber irgendwas ja schon
also zum beispiel
ich würde
vielleicht ich

Aime Sous

fetzen

Archiv

April 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 

Suche

 

Status

Online seit 5194 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2. Jan, 01:27

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren